20 Jahre Engagement in der „Sandora“ Klaipėda
Pascal Weinert
Die Diakoniestation „Sandora“ in Klaipėda wurde 20 Jahr alt, Grund genug, an einem Dezemberabend mit der Vorsitzenden Magdalena Piklaps, die schon seit Anfang an dabei ist, ihrem Sohn Arnold und dem Leiter des Diakonie-Landesverbandes Pfarrer Mindaugas Kairys in der selbigen Diakoniestation bei Tee und Keksen zusammenzusitzen und über die Erfahrungen der Zeit zu plaudern.
Erstaunlich ist, dass es die Diakonie schon 1989 vor der Unabhängigkeit Litauens gab. Die Hilfsbereiten in der Kirchengemeinde trafen sich, unterstützt vom damaligen Pfarrer Kurz Moras, denn die ersten Hilfstransporte kamen und die Hilfe sollte an die Bedürftigen weitergereicht werden. Doch die Anfänge waren geprägt ohne eigenes Haus, so erfolgte der Start im Gemeindehaus, später in der Tiltu g. 18, und im Mai 1996 konnte endlich das renovierte jetzige Diakoniehaus in der Turgaus g. eingeweiht werden. Seitdem wurden viele Projekte angestoßen, um den Menschen in Klaipėda zu helfen.
Die Tätigkeiten der Diakonie sind zu vielfältig, um sie alle aufzulisten. Seit über zehn Jahren gibt es täglich die Suppenküche, die in zwei Schichten je 20 Personen bekocht. Die Menschen haben die verschiedensten Hintergründe, so empfinden ehemals gut Angestellte anfangs ein bisschen Scham, auf fremde Hilfe zurückkommen zu müssen, im Großen und Ganzen überwiegt aber die Erleichterung, etwas zu Essen zu haben. Als Gegenleistung wird beispielsweise der Hof gekehrt. In den kältesten Winternächten dürfen Obdachlose über Nacht im Haus bleiben und werden mit heißem Tee, Suppe und Broten versorgt.
Zweimal wöchentlich hat die Kleiderkammer offen. Hier gibt es für einen symbolischen Litas, der vor Missbrauch schützen soll Geschirr, Bettwäsche, Schuhe usw. und in der Apotheke zum Beispiel gebrauchte Brillen. Monatlich gibt es zum Beispiel Treffen, um aus alten Liederbüchern zu singen, ebenso werden vor allem in der Advents- und Osterzeit sowie an Erntedank Seniorenabende mit Andacht, Liedern, gemeinsamem Essen und guten Gesprächen veranstaltet.
Dreimal im Jahr, an Ostern, im Sommer und in der Adventszeit werden Tagesprogramme für Kinder angeboten, Auf den zahlreichen Bildern von Frau Piklaps sieht man begeisterte Kinder beim Theaterspielen, Basteln, Malen und anderen Aktionen. Im Advent nimmt die Diakonie an der „Lebensmittelbank“, bei der Läden bald abgelaufene Lebensmittel spenden, die dann an bedürftige Menschen verteilt werden,. Auch Aktionen wie Weihnachten im Schuhkarton werden unternommen.
Ein Jahreshighlight ist ein Ausflug, bei dem der Vorstand mit den Menschen der Suppenküche und eventuell deutschen Gästen, die die Reise auch sponsern das Land entdeckt.
Das Ganze kostet neben dem großen Engagement der Mitarbeiter natürlich auch Geld. Die Anschubfinanzierung gab die Diakonie in Schleswig–Holstein. Nun ist die Diakonie aber finanziell weitestgehend auf sich selbst gestellt. Das Geld muss mit den Ferienwohnungen im auf eigene Faust renovierten Anbau verdient werden. Sorgen um das Geld sind also ständiger Begleiter. Alle 20 Mitarbeiter leisten oftmals von der Öffentlichkeit völlig unbeachtet wichtige ehrenamtliche Arbeit, lediglich die Sozialarbeiterin und die Köchin werden durch Spenden aus Maulbronn (Baden-Württemberg) finanziert.
Auf die Frage, warum sie das macht, antwortete Frau Piklaps nur, dass es notwendig ist. Die Motivation sei zu Beginn die Euphorie gewesen, etwas Neues auf die Beine zu stellen. Wenn sie erzählt, klingt es, als sei es ihre Arbeit eine Selbstverständlichkeit. Doch auch außerhalb der Diakonie engagieren sich die Piklaps' sehr im Verein der Deutschen in Klaipėda Magdalena hat beispielsweise die Hermann-Sudermann-Schule (jetzt: Gymnasium) als Schule für die deutsche Minderheit mitgegründet, Arnold leitet das Simon-Dach-Haus. Ihre Verbundenheit mit ihrer deutschen Herkunft merkt man ihnen auch an ihrem nahezu perfekten Deutsch an.
Ein solch selbstloses Engagement ist absolut außergewöhnlich und hat große Bewunderung und Anerkennung verdient! Vielen Dank dafür und viel Erfolg bei der weiteren Zeit für die Diakonie!
Doch nicht nur die Diakonie feiert Geburtstag, sondern in diesen Tagen auch Frau Piklaps selbst, deshalb von Herzen herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Gottes Segen und Bewahrung in Ihrem weiteren Leben!